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Und führe uns nicht in Versuchung: Kaufrausch

Es scheint ein Merkmal unserer Zeit zu sein, ein Symptom der modernen „Wegwerf-Gesellschaft“, dieses Bedürfnis, sich immer wieder Freude zu bereiten durch den Erwerb von Gütern. Und es gibt ja so vieles, immer mehr und ständig Neueres, was das Herz begehren könnte. Die Industrie, die Wirtschaft und immer ausgefeiltere Marketing-Methoden tragen ihr Bestmögliches dazu bei, Bedürfnisse zu wecken oder zu schüren. 

Wenn wir uns völlig zufrieden wähnen, mit dem, was wir aktuell haben, hat nur die Werbung uns (noch) nicht erwischt, um uns beizubringen, was wir unbedingt brauchen und warum das Smartphone vom letzten Jahr unmöglich weiter benutzt werden kann, warum unser Fotoapparat längst „out“ ist und wir uns ganz dringend das Folgemodell unserer „Home-Entertainement-Multimedia-Anlage“ zulegen müssen. Warum sollte man auch, wenn es eine Optimierung durch technischen Fortschritt gibt, nicht davon profitieren? 
Neueste Technik ist nicht alles? Stimmt! Da ist ja auch noch die aktuelle Schuhmode, wunderschöne Taschen, die unsere bereits vorhandenen 30 Modelle ideal ergänzen würden … überhaupt ist in dieser Saison ausgerechnet die Farbe, welche den Kleiderschrank (infolge einer professionellen Farbberatung) dominiert, praktisch untragbar geworden. Selbst Lebensmittel sind schon lange nicht mehr Mittel, um zu (über-)leben, sondern aufgrund der riesigen Auswahl an Delikatessen aus der ganzen Welt eine Herausforderung, wenn es darum geht, sich sinnvoll zu entscheiden. Warum sich nicht diesen edlen Lachs, diesen vorzüglichen Käse, Wein, den besten Parmaschinken und konsequenter Weise genau diese Schokolade gönnen, da doch alles bei uns zu moderaten Preisen erhältlich ist (und wir mit solchen Produkten, auch als Geschenk verwendet, gleichzeitig unsere Geschmacks- und Stilsicherheit beweisen)? 
Außerdem war es noch nie so einfach wie heute, auf „Beutezug“ zu gehen. Weder Bargeld ist zum Einkaufen nötig, noch brauchen wir dafür unsere vier Wände zu verlassen (Ratenzahlung und Versandwarenhäuser, Internet- und Teleshopping sei Dank)!

Und doch, um auf die einleitende Feststellung zurückzukommen: Der Begriff Kaufsucht (Oniomanie) wurde bereits in einem Psychologie-Lehrbuch von 1909 verwendet! Auch das Zitat von K.H. Waggerl „Heutzutage hat keiner genug, weil jeder zuviel hat“, stammt aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Wir modernen Kaufsüchtigen haben’s also nicht erfunden. Es steckt wohl viel mehr dahinter, als nur ein Zuviel an (Kauf-)gelegenheiten.

Kaufzwang - auch Kauflust, anfallweises Einkaufen, triebhafte oder anfallsweise Kaufsucht oder Kaufwut genannt

Ein übersteigertes Konsumverhalten, der Drang, der Zwang, etwas einzukaufen, nicht selten in einer Art Kaufrausch/-orgie endend - ist wohl mit Impuls- oder Dranghandlungen vergleichbar, wie zum Beispiel mit der Kleptomanie (hier eignet man sich ebenfalls Gegenstände an, die man nicht benötigt - „vergisst“ aber im Gegensatz zur Oniomanie grundsätzlich, dafür zu bezahlen).

Was führt uns in die Fänge des Konsums? Zum einen kann das Gefühl, sich etwas leisten, sich etwas gönnen zu können von Sorgen, Problemen und Frustrationen ablenken; auch die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die einem als Kunden beim Kaufvorgang von Beratern entgegengebracht wird, hat sicher ihren Reiz, als Kunde ist man schließlich König! Doch leider hält das aristokratische Gefühl nicht lange an - im Gegenteil, auf ein Kaufrausch-Hoch folgt meist das schlechte Gefühl, wieder schwach geworden zu sein, sich etwas Unnötiges angeschafft zu haben. Dieses schlechte Gewissen bringt Menschen sogar dazu, ihre Einkäufe unbenutzt zu horten und zu verstecken, derartige Fehlkäufe zu verschenken oder sogar wegzuwerfen! Vom Kaufzwang Betroffenen geht es beim Shoppen nicht um den Erwerb von Waren, sondern um den Vorgang des Einkaufens an sich. Die zeitlichen Abstände zwischen solchen Kaufwut-Phasen verkürzen sich meist mit der Zeit und es besteht auch die Tendenz, immer hochwertigere, teurere Artikel auszuwählen, um Befriedigung zu erlangen.

Warum erliegen wir der Versuchung?

Die Ursachen dafür können bis in die Kindheit zurück reichen - vielleicht blieben damals viele Wünsche unerfüllt und wir genießen es, endlich nach Herzenslust zugreifen zu können. Oder das Kaufen hatte eine Belohnfunktion - und deshalb wollen wir uns auch heute eine Freude machen, wenn wir brav waren. Wo immer die Gründe in derartigem Verhalten liegen, wir sollten versuchen, uns darüber klar zu werden.
Sicher kennt jeder von uns die Situation, dass man nach einem Einkaufsbummel zuhause bei nüchterner Betrachtung feststellt, man hätte sich die eine oder andere Errungenschaft sparen können - das erfüllt mitnichten den „Tatbestand“ der Omniomanie. Wenn dagegen ein innerer Zwang besteht, sich immer wieder ins zweifelhafte Kaufvergnügen zu stürzen, gepaart mit Unruhe, Anspannung und Nervosität bis hin zu starken Verstimmungen, die nur beim intensiven Einkaufen zumindest kurzfristig euphorischem Glücksgefühl weichen, dann sollte das Vorliegen einer Kaufsucht in Betracht gezogen werden. Die Betroffenen schrecken auch nicht davor zurück, ihr Konto zu überziehen bzw. sich zu verschulden, um der Kauflust frönen zu können. 

Wege aus der Kauf-Falle

Ist die Gefahr erkannt, sollte man Kreditkarten bannen. Die Ausgabe wird bewusster, wenn ausschließlich Bargeld die Börse verlässt. Shopping-Verlockungen wie Schluss- und Sonderverkäufe sowie saisonale Märkte meiden. Und, so hart es auch ist: Platzieren Sie Dinge, die Sie bereits doppelt und dreifach erworben haben, gut sichtbar in Ihrer Wohnung. Die gute alte Einkaufsliste hilft ebenfalls, spontanen Versuchungen zu widerstehen. Auch der Gang zum Psychotherapeuten und/oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe können helfen, wieder zu einem normalen Kauf-Verhalten zurückzufinden.

 

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